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Eine Weihnachtsgeschichte aus dem Spiegelweltenland

 

Spiegelwelten. Eine Weihnachtsgeschichte

 

Er setzte sich auf seinen Schlitten und feuerte die Rentiere an, aber die wollten absolut nicht fliegen. Es brauchte viele Versuche, Anfeuerungen und Peitschenknallen, um seine acht Tiere zu bewegen, aufzusteigen. Nun sollte es nach England gehen, das war sein nächstes Ziel. Dort warteten schon gespannt unzählige Kinder, was er denn wohl mitbringen würde. Unter ihnen tauchte der Kanal auf, der England vom Festland trennte. Irgendwas war mit seinem Gespann nicht in Ordnung, seine Tiere wirkten müde. Welch ein Wunder, hatten sie doch eine unendlich große Strecke zurückgelegt. Er wollte ihnen eine Pause gönnen und hielt Ausschau nach einem Platz, der etwas versteckt war, damit nicht Kinder ihn zufällig sehen konnten. Ein altes, herrschaftliches Haus tauchte auf. Eine große Rasenfläche streckte sich vor der großen Freitreppe aus und eine Reihe von großen Pappeln schirmte das Gelände gegen die kleine Straße ab, die am Haus vorbeiführte. Er nahm die Zügel fester und gab das Signal zur Landung. Fast lautlos ließ sich das Gespann im Garten nieder. Er stieg ab und befreite die Tiere vom Geschirr. Sofort begannen sie, herumzulaufen und machten sich daran, auf dem Rasen zu äsen. 

Im Haus wurde es hell und die große schwere Haustür öffnete sich. Drei Personen traten heraus, ein Mann und zwei Kinder. Sie blickten sich um und sahen das merkwürdige Gefährt und die herumlaufenden Rentiere. Etwas Merkwürdiges geschah! Aus der Jackentasche des Mannes schaute eine kleine Gestalt hervor und fistelte mit schriller Stimme: "Das glaube ich einfach nicht! Es gibt ihn also doch, den Weihnachtsmann und was macht er in unserem Garten?" "Sei still, Lanudas, wir werden ihn fragen, was er hier sucht", antwortete der Mann. Die Kinder, ein Mädchen und ein Junge, schauten gespannt und warteten darauf, was nun geschehen würde. Das Mädchen fasste sich ein Herz, trat auf den Weihnachtsmann zu und fragte: "Was machst du in unserem Garten?" Der antwortete mit seiner tiefen Stimme: "Meine Tiere lassen mich in Stich, vielleicht aber sind sie einfach zu müde. Nur England liegt noch vor uns und ich weiß nicht, ob wir das schaffen. Besonders die vielen Bücher, die sich die Kinder gewünscht haben, müssen ja geschleppt werden und Papier ist nun mal schwer, schwerer als etwas zum Anziehen. Was soll ich nur machen?

Der alte Mann kratzte sich nachdenklich am Kopf, doch das Mädchen rief: "Hans, wir können doch die Drachen holen, die können doch dem Weihnachtsmann etwas von seiner Last abnehmen!" "Carolyn", antwortete Hans, "das würde wohl zu viel Aufsehen erregen. Obwohl die Menschen durch unsere Abenteuer schon Drachen gesehen haben, sollten wir das nicht tun. Aber ich habe eine Idee! Tom, Du könntest doch deine Freunde rufen, du weißt schon, die sich auf der Insel Mu niedergelassen haben, oder sollten wir das besser Carolyn überlassen?" Das Mädchen bekam einen roten Kopf, war sie doch seit dem letzten Abenteuer "Spiegelwelten Das Hexenschloss" mit dem Sohn von Tahona sehr eng befreundet. "Nein", meinte Tom, "dann fliegen sie mit ihren Raumfahrzeugen überall herum und alle Welt glaubt an eine neue Bedrohung. Ich denke, ich weiß etwas Besseres. Wir sollten Sulass mit seinem großen Sack verständigen, der könnte doch die Rolle eines "Freundlichen Helfers", für den Weihnachtsmann übernehmen. Na ja, klein ist er ja nicht gerade, aber es passt sicherlich viel in seinen Sack. Carolyn, kannst Du ihn rufen?" "Nein", rief Lanudas, "Das mache ich." Er kletterte aus der Jackentasche, sprang leichtfüßig zu Boden und richtete seinen dürren Finger nach oben. Eine hell leuchtende Girlande entwickelte sich und schoss himmelwärts. Augenblicke später ertönte ein dumpfes Brummen und vor der alten Scheune stürzte eine riesenhafte, schwarze Gestalt zu Boden und rief ärgerlich, indem er sich aufrichtete: "Lanudas, das warst du wieder einmal! Hätte ich mir ja denken können. Kannst du nicht etwas vorsichtiger mit mir umgehen? Was gibt es denn, dass es so eilig ist, mich hierherzuholen?"

Der alte Mann in seinem roten Mantel meldete sich zu Wort. "Es wäre schön, ihr könntet euch entscheiden, wer mir denn jetzt helfen soll, die Zeit wird knapp." Der große, bärenartige Sulass, inzwischen war er von Carolyn informiert worden, dass der Weihnachtsmann Hilfe brauchte, weil seine Rentiere erschöpft seien und die Arbeit einfach verweigert hatten, brummte: "Dann laden wir jetzt alles, was Du, Weihnachtsmann, auf deinem Schlitten hast, in meinen Sack, der fasst Unmengen. Dann werde ich mich auf den Weg machen und die Geschenke für dich verteilen. Sobald sich deine Rentiere erholt haben, kannst auch du noch etwas überbringen." Der Weihnachtsmann schüttelte den Kopf. "Und wie willst du das machen? Du bist zwar groß und stark und der Sack wird mächtig schwer werden mit all den Geschenken und Büchern und wie willst du die Entfernungen überwinden? Ich denke, fliegen kannst du nicht, oder?" Sulass brummte etwas und Carolyn sprang auf. "Dann werde ich mich mal etwas wärmer anziehen und meinen Zauberstab holen!" Tom schmunzelte, denn er wusste, was seine Schwester vorhatte. 

Nach kurzer Zeit erschien Carolyn, dick eingemummelt und rief: "Jetzt wollen wir unser Transportmittel herbeischaffen." Sie nahm ihren Zauberstab und murmelte einen Spruch. Nur wenige Minuten später waren klatschende Flügelschläge zu hören. Der Weihnachtsmann sah auf und erschrak. Dem alten Herrenhaus näherte sich mit gewaltigen Flügelschlägen ein Drache. Er landete neben dem Schlitten des Weihnachtsmannes und faltete seine Flügel zusammen. "Womit kann ich euch helfen?", fragte er in die Runde. "Du musst uns, das heißt Sulass, meinen Bruder und mich fliegen. Dabei müssen wir Geschenke verteilen. Ich glaube, der Weihnachtsmann wirft sie immer durch den Schornstein oder klettert selbst hinein." Er muss uns nur sagen, wohin wir zu fliegen haben und bis Mitternacht müssen wir fertig sein."

Der Drache stieß einen Rauchring aus und zischte: "Sonst nichts? Das wird leicht und was ist das, ein Weihnachtsmann?" Hans wies auf den alten Mann im roten Mantel und erklärte dem weisen Drachen Dracontor, was es mit dem Weihnachtsmann auf sich habe und dass nun viele Kinder in England auf ihn warteten. Sie alle hatten sicher schon ihre Strümpfe an die Kamine gehängt und waren bestimmt schon ganz aufgeregt.  "Ist ja gut", unterbrach ihn Dracontor, "wir haben auch so etwas, bei uns ist das natürlich ein Drache, was denn sonst! Dann lasst uns jetzt beginnen, also Carolyn, Tom und Sulass, aufgesessen und vielleicht sollten wir auch den Troll mitnehmen, er kann uns nützlich sein, glaube ich." Schnell machten sich die Kinder bereit und auch Sulass, in dessen Fell sich soeben der Troll vergraben hatte, stieg auf und der Drache erhob sich in die Luft und flog mit seiner Weihnachtsfracht davon.  

Zuerst nahmen sie die große Stadt in Augenschein und Sulass, der inmitten der Freunde saß, nahm ein immer passendes Paket aus dem großen, unergründlichen Sack und gab es den Kindern, die nun versuchten, das Paket in den entsprechenden Schornstein zu werfen, aber es wollte nicht so richtig gelingen. Da mischte sich Lanudas ein und fistelte mit seiner hohen Stimme: "Lasst mich helfen, ich nehme meinen magischen Finger und zeige, wie es funktioniert und dann, Carolyn, nimmst du deinen Zauberstab und tust es mir gleich." "Und was mache ich?", wollte Tom wissen. "Hilf Sulass und gib uns die Pakete", antwortete der Troll und wandte sich an Sulass. Lege das Paket vor mich hin". Der tat, wie ihm geheißen und Lanudas hob seinen Mittelfinger und konzentrierte sich. Eine hell leuchtende Schlinge bildete sich über seinem aufrecht stehenden Finger, flog hoch und wickelte sich um das Paket. Es erhob sich und flog auf den Kamin zu, die Schlinge löste sich und das Geschenkpaket polterte hinab. Carolyn hatte es aufmerksam beobachtet und auch ihr gelang es nun mit Hilfe des Zauberstabes, ein Geschenk zu transportieren und es in den Kamin plumpsen zu lassen. Nun ging es Schlag auf Schlag und in kurzer Zeit waren alle Kinder der großen Stadt mit Geschenken versorgt und es ging aufs Land. Auch dort, der große Sack von Sulass zeigte noch keine Ermüdungserscheinungen, gelang es in kurzer Zeit, alle Pakete und Päckchen, große und kleine, zu verteilen. Schon bald machten sie sich auf den Heimweg und erreichten das alte Herrenhaus an der Südküste Englands. 

Der Weihnachtsmann hatte seine Rentiere inzwischen wieder eingespannt und die scharrten nun unternehmungslustig mit ihren Hufen. "Danke, Freunde, sagte der Weihnachtsmann, "dass ihr mir einen Teil meiner Arbeit abgenommen habt. Nun kann ich heimgehen zum Nordpol. Ich wünsche euch ein frohes Fest und vielleicht können wir ja im nächsten Jahr wieder einmal zusammenarbeiten. Auf Wiedersehen!" Seine Rentiere stiegen auf und das Gespann verschwand in der Dunkelheit, zog am Mond vorbei und war in der tiefschwarzen Nacht verschwunden.

Sie wandten sich dem Haus zu, wo ihre Eltern und Hans sie schon aufgeregt erwarteten, als Sulass brummte: "Und wie feiert ihr Weihnachten?" Carolyn lächelte und sagte: "Ich glaube, unsere Eltern haben schon etwas vorbereitet." "Nein", antwortete Sulass, „es ist alles noch in meinem Sack", und er begann vergnügt zu brummen.

Gemeinsam stiegen sie die große Treppe zum Haus empor, öffneten die große eichene Tür und traten ein. Die Überraschung war groß, denn das große, mit alten Möbeln versehene Wohnzimmer war schon gut gefüllt. Freunde aus den verschiedensten Welten waren gekommen, um gemeinsam mit Carolyn und Tom Weihnachten zu feiern, auch wenn einige von ihnen überhaupt nicht wussten, was Weihnachten denn für die Menschen bedeutete. Und nun war es an Sulass mit seinem merkwürdigen Sack, für die Weihnachtsüberraschungen zu sorgen. Er brummte noch immer vergnügt und meinte dann: "Der Weihnachtsmann hat auch etwas für euch in meinem Sack verstaut, aber erst einmal ..." Er hielt inne und zog einen herrlich geschmückten Weihnachtsbaum aus dem Sack und im Nu stand der in der dafür vorgesehenen Ecke, und nachdem Lanudas mit seinem magischen Finger auf den Baum gezeigt hatte, erfüllte dieser den Raum mit seinen funkelnden Lichtern. Und nun purzelten sie heraus aus dem großen Sack, unzählige kleine und große Päckchen mit Geschenken der unterschiedlichsten Art. Ein großes Durcheinander entstand und diesen Augenblick nutzte der große Bär, den großen Eichentisch mit einem Weihnachtsessen zu versehen, wie es von keinem der Anwesenden in dieser Fülle je gesehen worden war. 

Nun feierten sie, selbst Betty, Tahona mit ihrem Sohn, der berühmte Astrophysiker aus Florida und noch viele Andere waren gekommen, um mit ihnen gemeinsam zu feiern und das Weihnachtsfest zu begehen und so erlebten Carolyn, Tom und alle Gäste ein Fest, wie sie es noch nie vorher genossen hatten. Bis in die frühen Morgenstunden dauerte die Feier, einige Male unterbrochen von hell leuchtenden Feuerkugeln, die der Drache Dracontor ausstieß und damit die ganze Gegend in ein wunderschönes orangefarbenes Licht tauchte. Müde geworden, verabschiedeten sich Carolyn und Tom von ihren Gästen, die schon bald auf den verschiedensten Wegen in ihre Heimatwelten verschwanden. Es wurde ruhig in dem großen Wohnzimmer, als das Telefon klingelte. Hans nahm ab, hörte einen Moment aufmerksam zu und sagte dann: "Es ist für euch, Carolyn und Tom, ein Anruf aus Oldenburg." Tom schaute verdutzt und fragte: "Oldenburg, wo ist das denn?"

Ende

© Rolf Glöckner

 

 

Meine Bücher:

 

Spiegelwelten Die zwölf Bücher              Fantasy

Spiegelwelten Der Kristallkrieg              Fantasy

Spiegelwelten Das Hexenschloss              Fantasy

Spiegelwelten Tod im Ton Fantasy-Thriller

Spiegelwelten Der Zauberbaum Fantasy

 

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